4. Tag: Auge continued

Heute vertiefen wir vormittags im Atelier unser Wissen über das Auge. Außerdem gibt es Übungen zum plastischen Darstellen: Formlinien und Schattenformen erfassen.

Als erstes bauen wir uns ein einfaches Plastilinmodell, das enorm viel über die plastische Form des Auges vermitteln kann. Jeder Kursteilnehmer hat dannn sein eigenes Modell und kann es aus verschiedenen Richtungen skizzieren.

  • Wie legen sich die Augenlider über den Augapfel?
  • was sehe ich jeweils vom Lid, von vorne, in Seitansicht?
  • Wo sammelt sich Schatten, wohin fällt das Licht?
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Dies ist eine sehr simple und gleichzeitig wirkungsvolle Art, per Plastilinmodell die plastische Form des Auges besser zu verstehen: vor allem, wie die Lider über den Augapfel ziehen, was man aus welcher Richtung jeweils vom Lid sieht – und sehr deutlich hier: daß unter dem Oberlid ein Schatten ist, und auf das Unterlid bei normaler Beleuchtung Licht fällt. Du brauchst für dies Modell nur eine ca 2mm dicke Platte aus dem Plastilin walzen, diese einschneiden, so breit der Augenspalt sein soll. Dann öffnest du es leicht, und schiebst eine halbe Kugel Plastilin für den Augapfel darunter. Zeichne dies Modell mehrmals aus verschiedenen Richtungen!
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Vielfältiger Zugang zur Anatomie des Auges – theoretisch und praktisch – schafft die Grundlagen zum guten Zeichnen ( daß du es meistern kannst, so naturgetreu zu zeichnen, wie du es dir wünschst – dann aber auch so frei und expressiv, dabei aber trotzdem immer überzeugend!)

 

Mit Büchern bearbeiten wir in Partnering oder Kleingruppe Fragen zur Anatomie des Auges, aber auch zeichnerisch-künstlerische Lösungen:  wie wird das Auge von verschiedenen Künstlern und in verschiedenen Techniken und Stilrichtungen dargestellt ?

Mir ist es aber grade bei den anatomischen Grundlagen wichtig, daß man sie mehr erfährt, als nur liest. Das theoretische Verstehen ist mir wichtig ( Anatomie war immer schon ein Steckenpferd für mich) – aber das Anfassen und herumspielen mit den anatomischen Formen bringt für das tiefere Verstehen und Be-Greifen mehr – und damit auch für die künstlerische Umsetzung !

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Mit dem Schädel klären wir sehr handgreiflich die Anatomie des Auges. Wir legen eine Plastilinkugel in die Augenhöhle, und Glaskugeln, auf die wir mit Lackstift die Iris malen.

A propos „Herumspielen“: das kommt auch nicht zu kurz in dieser Gruppe….

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A Propos experimentieren und Herumspielen: beim Ausprobieren der richtigen Größe des Augapfels hat unser Schädel auf einmal „Tomaten auf den Augen“

 

Dann zeichnet jede noch ein Auge – wahlweise an der Staffelei im Spiegel das eigene Auge. Oder wenn man es etwas leichter haben will, nach einem Foto.

Hier hat die Zeichnerin ihr eigenes Auge mit Bleistift und weißer Kreide auf grauem Papier gezeichnet. Diese alte Handzeichnungstechnik heißt „Chiaroscuro“ (italienisch „hell-dunkel). Man zeichnet dabei, von einem mittleren Tonwert ausgehend, zunächst nach dunkel ( hier mit Bleistift, könnte aber auch Zeichenkohle oder ein anderes dunkles Pigment sein). Danach setzt man mit Weiß die Lichter auf.

Chiaroscuro erzielt mit relativ einfachen Mitteln eine erstaunlich große Wirkung. Die Zeichnerin hat größere Kontraste zu Verfügung als bei einem Bleistiftzeichnung auf weißem Papier. Und durch das Weiß wächst uns die plastische Form optisch entgegen. Chiaroscuro bildet einen ersten Übergang von der Zeichnung zur Malerei.

 

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An dieser Zeichnung der Augen im Dreiviertel-Profil kannst du sehr gut sehen, wie unterschiedlich aus dieser Richtung die Form der Augen wird! Vor allem die Breite: das nähere Auge sehen wir in voller Breite, wir blicken quasi frontal darauf. Das fernere Auge ist nicht nur kleiner, sondern seine Form schiebt sich perspektivisch zusammen und es ist fast so hoch wie breit. Deine Wahrnehmung dafür kannst du auf einfache Art trainieren: nimm dir einige Portrait-Fotos vor und vergleiche jeweils die Form der Augen! Ab wann verschwindet der hintere Augenwinkel hinter dem vorgewölbten Augapfel?

 

 

Am Nachmittag gehen wir ins Café Dankl in der Valleystraße, und zeichnen erst dort uns gegenseitig oder andere Gäste – mit besonderem „Augenmerk“, hihi.

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Skizze im Café von Christine – rasch erfasst sie die gesamte Figur, legt aber trotzdem Wert auf die Augen, unser Tagesthema.

Danach verteilen wir uns im Park neben dem Café ( es ist immer gut, wenn man sowas in der Nähe hat : Coffee in – Coffee out …) zum freien Skizzieren von Menschen. Ich gehe dabei immer wieder die Runde, und helfe jeder individuell weiter.

 

 

 

 

 

 

 

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